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Die Bauten von Camille de Renesse

 Mit dem Bau des Palace Maloja und den dazugehörenden Gebäuden und Einrichtungen erfuhr der Weiler Maloja einen tiefgreifenden Strukturwandel. Bis zu dieser Zeit hatten lediglich vier Familien ganzjährig in dem kleinen Passdorf gewohnt.               

Palace Maloja (1882-1884)

Der belgischen Graf Camille de Renesse wollte in Maloja ein „Monte Carlo der Alpen“ errichten, wo sich die Noblesse aus aller Welt treffen und das Glück beim Geldspiel versuchen sollte.
Das Etablissement war eines der ambitiösesten Hotels Europas und nach der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich das grösste Profangebäude der Schweiz. Um den Blick über die Parkanlage und den Zugang zum See zu öffnen, wurde der Hügel zwischen See und Gebäude abgetragen. So konnten sich die Gäste von dem Hoteleingang bequem im Boot zum Silsersee rudern lassen. Bereits fünf Monate nach der Hoteleröffnung 1884 ging Camille de Renesse bankrott. Eine Cholera-Epidemie im Eröffnungsjahr liess die italienischen Gäste gänzlich ausbleiben, zudem wurde 1885 auf schweizerischer Ebene ein Spielkasinoverbot verhängt. Die Aktienmehrheit fiel bald der belgischen Caisse des Propriétaires zu. Trotz aller Zwischenfälle blieb das Hotel bis zum Ersten Weltkrieg rege in Betrieb. Es fanden beachtenswerte Theateraufführungen statt, etwa mit Sarah Bernhard und Auftritten von Künstlern der Mailänder Scala.

Die Extravaganz des Angebotes beflügelte die Phantasie von Filmleuten wie Peter Christian Bener und Daniel Schmid. Im Buch „Die Erfindung vom Paradies“ schildern sie die folgende Szene:
„Und die Feste kann man feiern in Maloja. Zum Beispiel eine Venezianische Nacht. Man lässt Gondolas aus Venedig kommen, schmückt sie festlich und stellt Tische und Stühle darin auf. Damit man vor der Unbill der Witterung sicher ist und sich die Damen nicht allzusehr verhüllen müssen, lässt man die schwimmenden Speisezimmer nicht im Silsersee zu Wasser, sondern im grossen Speisesaal.“

1899 liess der damalige Hoteldirektor von Giovanni Giacometti eine Panoramasicht des Palace malen. Das Gemälde des Bergeller Kunstmalers zeigt das Palace mit grosszügiger Parkanlage, umgeben von herbstlichen Wiesen, bewaldeten Rücken und schneebedeckten Bergketten.

Schon Camille de Renesse hatte auf dem grossen Gelände einen 9-Loch-Golfplatz (den ersten auf dem europäischen Festland), einen Lawn-Tennisplatz und eine Eisbahn einrichten lassen. Auf dem Eisplatz konnten die Gäste zu der Musik eines Phonographen tanzen. In den 20er-Jahren kam ein beheizbares Aussenschwimmbad dazu und ab 1924 begann man sich für die autofahrenden Gäste einzurichten.

Der Maloja Palace war Teil eines Ensembles mit dem sich Camille de Renesse „sein“ Alpenressort gestalten wollte. Dazu gehörten verschiedene Holzchalets: Hotel Schweizerhaus und Chalet Kuoni (heute Casa Segantini),  Villa la Vedetta und Villa la Rosée. Diese Bauten wurden damals zum Verkauf oder zur Miete angeboten. 1883-1884 wurde die katholische Kirche St. Gaudens errichtet (heute Chiesa Bianca). 1888 kam die Kirche Ulrich Zwingli dazu.

Hotel Schweizerhaus

Im Rahmen des Gesamtprojektes der Palace-Umgebung errichtete der Churer Architekte Alexander Kuoni 1882 das Hotel Schweizerhaus. Den Kern des neuen Holzhauses im Chalet-Stil des Berner Oberlandes bildet die Holzbalkenstube der „Osteria vecchia“,  einem Teil des etwa 600 Jahre alten ursprünglichen Hospizes. Ein grosszügiges Giebeldach mit breitem Dachvorsprung schützt das dreistöckige Holzhaus mit gemauertem Erdgeschoss.

Auf den Fassaden heissen eingeschnitzte Inschriften in französischer Sprache die Gäste willkommen:
„Qui chacque année à Maloja viendra longtemps sur terre restera“
„Celui qui rend un service doit l’ oublier - celui qui le reçoit, doit s’ en souvenir“
("Wer jedes Jahr nach Maloja kommt, wird lange auf Erden sein“
"Wer einen Dienst erweist, soll dies vergessen, wer einen bekommt, sich daran erinnern").

Schloss Belvedere

Etwas oberhalb von Maloja liess sich der Graf ein mit Zinnen und Türmen ausgestattetes Privatschloss errichten. Richtung Südwesten liegt es unmittelbar am Felsabgrund zum Bergell, auf der anderen Seite in einem „Alpengarten“ mit hochalpiner Flora und Fauna und mit Gletschermühlen aus der letzten Eiszeit.

Der Alpenmaler Giovanni Segantini war so fasziniert vom Schloss auf dem Felsen, dass er es mieten und umbauen wollte. Davon zeugen seine Zeichnungen der Neugestaltung des Belvedere. Sein Traum eines romantischen Belle-Epoque-Schlosses sollte sich jedoch nicht erfüllen, da er bereits 1899 mit nur 41 Jahren verstarb.

 

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Malögin

Überbleibsel einer Römerstrasse

Auf dem Malögin, dem Wanderweg von Maloja nach Casaccia, kommt man nach ca. 15-20 Minuten Fussmarsch an einer 8 m langen Felsstufe mit Überbleibseln von römischen Karrenspuren vorbei. Diese Rampe wurde im Jahre 1972 von dem Sekundarlehrer Armon Planta entdeckt. Die im 1. Jh. nach Christus über einer Felsstufe entstandenen Radrinnen mit gut erkennbaren Tritten weisen eine Spurweite von 107 cm auf. Die Rinnen sind 10 bis 15 cm tief und haben ein Gefälle von 25 bis 30%. Seitlich befinden sich sechs künstliche Löcher, deren Bedeutung nicht zweifelsfrei geklärt ist. Wer mehr über historische Verkehrswege in Graubünden erfahren möchte, dem sei die Broschüre "Es muss nicht immer römisch sein" empfohlen (herausgegeben vom Verein für Bündner Kulturforschung).

Wanderung Maloja-Casaccia

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La Fiamma

 Das Symbol des Bergells

  

Das Spazzacaldeira-Massiv ist unter Bergfreunden vor allem wegen der imposanten Granitnadel "La Fiamma" bekannt, die zum Symbol des Bergells geworden ist.

Die Granitnadel ist leicht zu erreichen, wenn man den Anstieg mit der Albigna-Seilbahn von Pranzaira aus abkürzt. Vom Wärterhaus der Albigna-Staumauer folgt man den Pfadspuren nach Westen in Richtung Sattel (südlich des Gipfels).

Ungefähr auf halber Höhe zweigt rechts ein schmaler Weg ab. Er führt durch eine steile Rinne (leichte Kletterpassagen, 3a) zu einem Sattel mit grossen Felsblöcken. Wir halten uns rechts und gelangen über eine bequeme Terrasse und ein Grasband zur Südwestscharte am Fuss der Fiamma.

La Fiamma

  • Via Normale:       1 Seil,    20m,  5c    ca. 30 min
  • Fuoco e Fiamme: 1 Seil,    20m,  6a+  ca. 30min

Erstbesteigung: Philipp Wieland, H. Hürlimann 08. August 1936

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Culur

Kunst in Maloja

 

Culur

 
Der Staudamm

Von 1659 bis 1956 wurde das Bergell von 21 Hochwasserkatastrophen heimgesucht, bei denen zahlreiche Brücken und Häuser zerstört wurden. 1969 wurde deshalb in Maloja-Orden die grösste Hochwasser-Rückhaltemauer der Schweiz gebaut, um die Fluten des Orlegnabaches aus dem Fornotal aufhalten zu können.
Die Staumauer, projektiert vom Ingenieurbüro Maggia aus Locarno, ist an ihrer höchsten Stelle 42 Metern hoch und hat eine Kronenlänge von 171 Metern. Bis zu 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser können zurückgehalten werden.
Die Mauer ist im Besitz des Kantons Graubünden, die Wartung besorgt das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich.
1972 wurde die Rückhaltemauer eingeweiht, gleichzeitig nahm das Bildungs- und Ferienzentrum Salecina am gegenüberliegenden Ende des Beckens seinen Betrieb auf. Seine erste grosse Belastungsprobe erlebte das Rückhaltebecken im Juli 1987, als sich der See hinter der Staumauer innerhalb weniger Stunden fast bis zur Höchstmarke füllte.


Projekt Culur

1995 feierten Salecina und die Staumauer von Orden ihr 25-jähriges Jubiläum. Dabei entstand die Idee, die Mauer künstlerisch zu gestalten. 1996 reichten die Künstler Gottfried Honegger und Hannes und Petruschka Vogel ihre Entwürfe ein. Nach intensiven Diskussionen mit verschiedenen Einzelpersonen und Gruppen wurde dem Projekt Culur von Gottfried Honegger der Vorzug gegeben. Es sah auf der begehbaren Mauerkrone neun Säulen in den Farben des Regenbogens als Friedenssymbol und als Ausdruck des Optimismus vor. Auf jeder Säule steht eine Frage auf Italienisch, Rätoromanisch und Deutsch. Eine einzelne Säule, die 600 m entfernt bei Salecina steht, nimmt alle Farben wie in einem Brennpunkt wieder auf.
Die Säulen aus bemaltem Eisen sind zirka 6 Meter hoch und haben einen Durchmesser von rund 40 Zentimetern. Die Säule bei Salecina besteht aus vorfabrizierten, aufeinander geschichteten Betonrohren. Am 25. Juli 1997 wurden die Säulen installiert, die Einweihungsfeier fand in Salecina am 9. August statt.

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Architektur

Architektur und Wakkerpreis 2015

 

Der Schweizer Heimatschutz verlieh der Gemeinde Bergell den Wakkerpreis 2015, weil er den wertvollen Gebäudebestand und die gut erhaltene Kulturlandschaft als zwei wichtige Qualitäten der Gemeinde identifizierte.

Hier finden Sie eine Auswahl an Gebäuden mit interessanter Architektur:

 


Soglio, Hotel Palazzo Salis, Hauptplatz

Am oberen Rand des Dorfes stehen vier imposante Gebäude aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Eines davon ist das Baptistenhaus, das um 1628 erbaut und 1701 auf seine heutige Grösse im Jahr 1789 erweitert wurde.

icona mappa green Palazzo Salis


Soglio, Privatgarage unter den Gemüsegärten, vom Kirchengarten aus gesehen.

Die Zufahrt und die Tiefgarage fügen sich nachhaltig in die von Gemüsegärten und Gärten belegte Fläche ein. Die Trockensteinmauern sind erhalten geblieben und auf dem Dach des Schuppens ist der Gemüsegarten, der dort einst stand, wiederhergestellt worden.

icona mappa green Autormiessa


Soglio, Umgestaltung und neue Gebäude, Via Lo

Bei diesem Neubau in Soglio, der in der Nähe des historischen Gartens von Palazzo Salis errichtet wurde, sollten sowohl die Proportionen als auch die Beziehung zum Umgebungskontext hervorgehoben werden. Durch die Teilung des auf zwei Artefakten aufgebauten Volumens und die Einfügung des Labors unterhalb des Gartens hat die Größe des Projekts keinen ausweichenden Charakter angenommen, sondern schließt den oberen Teil des Kerns harmonisch ab. Auf der anderen Seite der Gasse wurde ein ungenutzter Stall in ein Gästehaus umgewandelt.

icona mappa green Studio fotografico


Castasegna, Villa Garbald, Via Principale

Der 2004 auf dem Gelände der Villa Garbald errichtete Turm ist ein hervorragendes Beispiel für Verdichtung. Der Neubau, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt, ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, den die Garbald-Stiftung mit Hilfe des Bündner Heimatschutzes ausgeschrieben hatte.

icona mappa greenVilla Garbald


Castasegna, Wohnanlage EWZ, Brentan

Die diffuse Verteilung der Gebäude, ihre kompakten und zurückhaltenden Dimensionen sowie die für die 1950er Jahre typischen Materialien, Formen und Farben spiegeln die Charakteristik der bereits in den Wäldern vorhandenen Metati und Scheunen wider und fügen sich harmonisch in die Kastanienhaine ein.

icona mappa green Complesso EWZ


Bondo, Anbau eines Wohnhauses an eine Scheune, Gassa Varlin

Die Verwandlungen sind sichtbar, aber dezent: Ein Durchgang aus Holz und Glas verbindet die beiden Gebäude, hinter der Scheunenfassade leuchten neue Wände und ein Balkon hat einen neuen Außenbereich geschaffen.

icona mappa green Gassa Varlin


Bondo Haus Picenoni Cief, Plaza D'zura

Das Gebäude, das heute relativ homogen auf den Platz in Bondo blickt, ist in Wirklichkeit das Ergebnis jahrhundertelanger Veränderungen. Das Haus Cief wurde im 13. Jahrhundert als Wohnturm erbaut, nach einem verheerenden Brand 1621 zusammen mit dem neueren Treppenhaus wieder aufgebaut und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts um ein drittes Element erweitert.

icona mappa green Casa Picenoni Cief 


Bondo, Palazzo Salis 

Zwischen 1766 und 17875 ließ Jerome 2. Graf von Salis den Palazzo nach den Plänen des Mailänder Architekten Francesco Croce als Sommerresidenz errichten. Gebäude und Garten bilden ein harmonisches Ganzes. Im Inneren herrscht der Rokoko-Stil vor, während Sie draussen ein klassisches Beispiel für einen italienischen Garten bewundern können.

icona mappa green Palazzo Salis 


Stampa, Palazzo Castelmur 

Mitte des 19. Jahrhunderts verwandelte Giovanni Castelmur ein Patrizierhaus in den Castelmur-Palast, ein Schloss im venezianisch-neugotischen Stil, dem ein grosser Park hinzugefügt wurde.

icona mappa green Palazzo Castelmur 


Stampa, Schulgebäude, Somarovan

Die Schule in Somarovan steht am Rande einer erhöhten Terrasse in zentraler Lage zwischen den verschiedenen Ortsteilen von Stampa. Im Einklang mit der lokalen Bautradition verwendete Bruno Giacometti für die Fassade einheimischen Gneis. Ebenso typisch ist die Pavillondacheindeckung mit Schieferplatten. Der 2002 hinzugefügte Neubau vermeidet zwar den direkten Kontakt mit dem bestehenden Schulgebäude, ergänzt das Areal aber durch die Schaffung neuer Aussenflächen.

icona mappa green Scuola Somarovan   


Villa Baldini 

Die Villa befindet sich oberhalb der Serpentinen der Maloja-Passstrasse. Erbaut wurde sie im Jahr 1906 von Ottavio Ganzoni für Augusto Baldini, an einzigartiger Lage eingangs Maloja. Historischer Bau mit klassizistischen und gotischen Motiven; Fassaden in Pietra rasa mit Fugenstrich. Im Inneren schmückt Täfer und das erste realisierte Wandbild von Augusto Giacometti (Der Traum, 1905) die Räume.

icona mappa green Villa Baldini


Villa la Rosée 

Das Chalet "La Rosée" wurde 1883 von der Reichsgräfin Rosinne de la Rosée de Mannheim als Ferienresidenz erbaut. Jeder Raum im Haus hat seinen eigenen Charakter und ist mit Unikaten, teilweise sogar "aus der Zeit", möbliert. Haus und Einrichtung sind fast perfekt im Originalzustand erhalten; die Grandeur des 19. Jahrhunderts ist zum Fassen spürbar.

icona mappa green Villa la Rosée 


Maloja Palace 

Camille Maximilien Frédéric, Graf von Renesse, liess das Hotel im Neorenaissancestil nach den Entwürfen der belgischen Architekten Kuoni und Jules Rau errichten. 1882 wurde mit dem Bau begonnen und das Hotel am 1. Juli 1884 eröffnet. Das E-förmige Gebäude hatte fünf Stockwerke mit einem zentralen gewölbten Kissendach. Geschwungene Fensterköpfe für das Erd- und Obergeschoss lockerten das kasernenartige Gesamtbild auf, ebenso wie der farbige Fries auf einem horizontalen Band, wie er bei vielen anderen Palace-Hotels bei Ausbruch des Grossen Krieges üblich war. Ursprünglich hatte es 300 Zimmer und etwa 450 Betten, dazu 20 öffentliche Räume, zwei riesige Speisesäle und einen ebenso großen Ballsaal mit einer kleinen Bühne, auf der in den Sommermonaten täglich zwei Konzerte von Musikern des Orchesters der Scala gegeben wurden.

icona mappa green Maloja Palace 

 


Baukultur entdecken– Wakkerpreis Rundgang

 

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