Lan Müraia e Nossa Dona
Der alte Wegzoll
Beim Felsriegel Castelmur, wo früher einmal der Wegzoll erhoben wurde, befinden sich die mittelalterlichen Ruinen der Befestigungsmauer mit einem Durchgang in der Mitte, die Lan Müraia.
Auf einer Felsterrasse über dem Fluss Maira beschützte sie die alte Strasse und war auch die politische Grenze zwischen den Gebieten von Sottoporta und Sopraporta, die den Bischöfen von Como, respektive Chur gehörten. Der Name «Porta» bezeichnet die natürliche Engstelle mit der befestigten Zollstation und kommt vom Namen «Porta Bergalliae», der im Jahr 840 im kaiserlichen Rhaetischen Archiv zusammen mit dem Schloss erwähnt wird. Zur Zeit der Römer war hier die Strassenstation von Murus, erwähnt um 250 v. Ch. Archäologische Grabungen haben eine Siedlung aus der Römischen Kaiserzeit ans Licht gebracht, darunter Spuren von verschiedenen Gebäuden, eines davon mit Hypokaustum, und zwei Altare aus Speckstein.
Nossa Donna und die Befestigung Castelmur
Wenn man von Stampa Richtung Grenze fährt, so sieht man vor Promontogno auf dem in der Talmitte gelegenen Hügel die Silhouette der Kirche Santa Maria di Castromuro, besser bekannt als Nossa Donna und des mächtigen, fünfstöckigen, quadratischen Turms. Dieser Turm stammt aus dem 14.Jh. und ist ein Rest der feudalen Burg Castelmur, die ein Jahrhundert vor dem Turm errichtet wurde und von der nur wenig erhalten ist. Der Name kommt von der einflussreichen Bergeller Familie Castelmur, die einige Zeit in dieser Burg lebte. Im 15.Jh. verlor die Burg, zu der auch die Lan Müraia gehörte, an militärischer Bedeutung und wurde aufgegeben, woraufhin sie in kurzer Zeit zur Ruine zerfiel. Im Mittelalter war das Bergell eine einzige Kirchengemeinde, der Diözese Chur unterstellt. Nossa Donna war die Hauptkirche des Tals. Nach der Reformation verlor die Kirche jedoch an Bedeutung und im 16.Jh. verfiel auch sie. In den Jahren 1845-50 liess Giovanni Castelmur, der Baron von Coltura, sie ohne den romanischen Glockenturm auf den alten Fundamenten wieder aufbauen. Das Grab von Baron Castelmur und seiner Frau befindet sich in der Krypta der Kirche.
Roman Signer (*1938) - Blick in den Turm
Zuweilen führt die Kunst auch an Orte, die ohne sie nicht zugänglich wären. Dank Roman Signer Installation „ Am Turm“ kann, anlässlich der Biennale Bregaglia 2020, der alte Wehrturm der Festungsanlage Castelmur oberhalb von Promontogno erstiegen werden. Durch eine Leihgabe an die Gemeinde Bregaglia, wird das Werk noch ein Paar weitere Jahre verbleiben.
Zu früheren Zeiten gab es hier einfach eine Leiter, die hochgezogen wurde, wenn sich Fremde näherten. Jetzt führt eine Treppe nach oben, und auf der Brüstung stehend können die Wehranlage mit Kirche, Villa und die Zollstation in Augenschein genommen werden. Die Hauptrolle jedoch spielt ein Blecheimer. Ein Gebrauchsgegenstand, der auf die ursprüngliche Funktion der Ruine als Wohnturm verweist.
Im Laufe der Zeit wird der Eimer sich mit Regenwasser füllen, das auch die Pflanzen darunter bewässert. Der Eimer ist für Signer ein Sinnbild des menschlichen Eingriffs in die Natur, der aber die Harmonie zwischen Mensch und Natur nicht stört.
Foto, Beschreibung, Infos zum Künstler und sein Kunstwerk.
Lan Müraia & Nossa Dona - Audioguide Graubünden Hike